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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Irrenhaus Kunstmarkt: Paul Cézanne – Die Kartenspieler

Der 250.000.000 oder 275.000.000 Dollar-Irrsinn

Version 1892/1893, Öl auf Leinwand, 97 cm × 130 cm, Privatbesitz

Sogenannte Pariser Version, 1894 bis 1895, Öl auf Leinwand, 47 cm × 56,5 cm, Musée d’Orsay, Paris

Sogenannte Londoner Version, 1892 bis 1895, Öl auf Leinwand, 60 cm × 73 cm, Courtauld Institute of Art, London

Wie hätten Sie’s denn gern, liebe Leserinnen und Leser – etwas grösser, mittelgross oder (für Ihr Ein-Zimmer-Appartement) etwas kleiner? Sie haben die Auswahl!

Ach ja, und ein wenig Geld, möglichst nicht in Münzen, sondern in Scheinen gehört dazu: allerdings nicht in Koffern, sondern in einem 40-Fuss-Container gestapelt. In den werden 250.000.000 oder gar 275.000.000 US-Dollar hineinpassen. Der Kaufpreis also. Haben Sie etwa nicht? Dann wohnen Sie auch sicher nicht im Emirat Katar. Dort wird der Käufer der „Kartenspieler“ verortet.

Nichts so Genaues weiss man nicht. Es gab am vergangenen Wochenende einige Presseberichte. Mit „Pressefotos“, die unterschiedliche Versionen (sic!) des begehrten und verkauften Sujets zeigten. Kartenspieler hat Paul Cézanne nämlich viele gemalt. In der besagten Zweier-Konstellation mit der Weinflasche in der Mitte mindestens drei. Warum nicht mehr?

Es soll schon im letzten Jahr geschehen sein. Es soll sich um ein 97 x 130 cm messendes Exemplar gehandelt haben. Es soll einem griechischen, natürlich in der Schweiz lebenden Tanker-Millionär-Sammler namens Georges Embiricos gehört haben. Ob er, wenn es denn so wäre, wenigstens den Gewinn dem notleidenden, seit Jahren wiederholt unmittelbar vor dem Bankrott stehenden griechischen Staat gespendet hat? Kaum anzunehmen im heutigen Kreis solcher unermesslich vermögender Damen- und Herrschaften. Nun – alles hat auch sein Gutes: Aufgeld oder Handelsspanne dürften dafür ausreichen, dass die vermutlich US-amerikanischen  Kunsthändler des Deals mit Sitz in New York und Paris für ihr und ihrer Erben Leben nicht mehr weiter zu arbeiten brauchen. Wohl bekomm’s!

„Die reinste Form der Marktwirtschaft“ und „Der Markt erreicht Absurdistan“ titelte Springers stets einem schrankenlosen Markt huldigende „Welt“. FeuilletonFrankfurt sagt: Irrenhaus Kunstmarkt. Und darin sitzen – wie der Name sagt – bekanntlich Irre.

(Abbildungen: wikimedia commons)

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