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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frankfurter Presseclub: Standortwechsel nach Jahreswechsel


Abschieds-Ode
auf ein ehrenwertes Haus

vorgetragen beim Weihnachtsessen ( Spanferkel ) des
Frankfurter Presse-Clubs
am 20.12.2011
von

Helmut Herkenroth

Oh, du edles Gemäuer im Herzen der Stadt,
das den Römer und den Dom zu Nachbarn hat;
und die Paulskirche und den eisernen Steg
und die Schirn gleich nebenan auf dem Kaiserkrönungs-Weg.

Aus Beton und aus Holz wardst du geformt,
höchst individuell, kein bißchen genormt.
Als kühn-kecker Anbau am „Schwarzen Stern“
hier, gleich nebenan, also gar nicht so fern.

Rekonstruiert ganz genau am historischen Orte
( manche lästern: Ach, wie aus der Retorte )
ist der „Schwarze Stern“ aus Ruinen entstanden,
und zwar schöner denn je, wie viele fanden.

Zwei Baumeistern, zwei ehrenwerten Herrn,
Henrici und Geiger, wir lobpreisen sie gern
gelang diese Tat, doch es half auch famos,
der Walter Wallmann, vom Römer der Boss.

Er hatte Frankfurts Presse-Club versprochen
( und diese Zusage, obwohl Politiker , nicht gebrochen! )
im Anbau des Restaurants „Stern“, des neuen alten,
dort könne der Club sich fortan entfalten.

Der Presse-Club, damals vier Jahre jung,
bezog seine Räume mit Eifer und Schwung.
Nicht mehr in immer wechselnden Sälen
mußten sich Redner und Zuhörer quälen.

Fortan, also seit 28 Jahren,
kommt Welt- und Lokalprominenz nach Frankfurt gefahren,
um sich im Presse-Club zu präsentieren,
zu diskutieren und – ganz selten – zu blamieren.

Mahagoni-verkleidet und messing-verziert.
Der Clubsaal, in dem jeder spürt:
Wir haben etwas Eigenes zwischen Römer und Dom,
mindestens so nützlich wie’n Jodel-Diplom!

Doch was wär‘ das Club-Haus ohne die BAR!
Erst DIE macht die wahre Bedeutung wahr.
Bei sieben, acht Bier bleibt mancher dort kleben,
während wir die Welt aus den Angeln heben.

Ein Stockwerk höher, dank heißer Informationen
die Ohren zu spitzen würde sich lohnen!
Doch leider mit Sperrfrist, die stets blöd im Wege.
Es grinst sich einen an der Bar der Kollege!

Der erste Redner am FPC-Mikrofon
war Professor Benda; in gehobener Position,
Präsident am Bundes-Verfassungs-Gericht.
Er sprach juristisch, mit ernstem Gesicht:

Über „Presse und Justiz“, das Verhältnis sei schwierig.
Die Club-Journalisten, sie lauschten begierig –
am 2. Februar neunzehn vier-und-achtzig
DPA meldete prompt: „Der Presseclub macht sich!“

Anschließend gab’s Meerrettich Klöße mit Lachs,
Kalbs-Medaillons, von roter Grütze ’nen Klacks.

Vier Jahre zuvor, bei der Gründung des Clubs,
wer gab der Sache den entscheidenden Schubs?
Joachim Peter, Stadt-Pressechef, war der Täter
und wohl der aktivste der Gründungsväter!

Er ließ siebzehn Frankfurter Pressefritzen
zur Unterzeichnung der Gründung niedersitzen.
Rundschau-Mann Werner Holzer wurde erster Präsident;
Max Erhardt, von Esso, man zum Geschäftsführer ernennt.

Lange genossen sie der Mitglieder Huld.
Doch genug jetzt mit diesem Personenkult.
Am 1. Jahresende auf den Mitglieder-Listen
schon 250 männliche und weibliche Journalisten.

So viel zur Historie, wir woll’n ja nicht lästern;
Nichts ist ja älter als ’ne Zeitung von gestern.
Reden wir lieber vom Gemäuer, von diesem Haus!
Sieht’s noch immer schick wie Anno Dazumal aus?

Gebrannt hat’s wohl nie, da hatten wir Glück,
doch blicken wir kritisch ein paar Jahre zurück:
Es erlitt mal ’nen kräftigen Wasserschaden,
vieles pitschnass, zu niedrig aber, darin zu baden.

Stets ohne Stocken floß immer das Bier,
Zunächst, stimmts? – kostenlos, jetzt mit Gebühr.
Niemand verdurstet in all den Zeiten,
nichts auch bekannt von Handgreiflichkeiten.

Doch ist unser Kleinod ein HAUS zu nennen?
Mit Fundament und Dach, wie wir Häuser kennen?
Die Club-Zentrale, genau betrachtet,
so schön sie ist, so hochgeachtet.

Sie ist vom ganzen Haus nur’n Drittel,
Fehlten da wieder mal die Mittel?
Kein großes Portal, kein goldenes Dach,
kein Pförtner livriert, nur selten mal Krach …

Und du Eingang erst im ersten Stock …
Wer überwindet schon so einen Schock!
Geheime Papiere, erst jüngst entdeckt,
haben die Menschheit ganz heftig erschreckt.

War es der Spiegel, die Rundschau, der Stern,
DPA, FAZ oder BILD, man liest’s gern,
die Presse, die Neue, oder irgendwas „online“,
Also, es wird allemal schon was dran sein …

Die Architekten, auf Sparsamkeit versessen,
hatten außer dem Parterre noch so manches vergessen,
Die zwei schicken Erker dort drüben erregten Verdacht,
weil sie für ‚was ganz anderes gemacht.

Bei alten Burgen sieht man’s genau,
solche Erker dienten für Mann und für Frau
einst als Donnerbalken. Nach unten offen!
Für sanitäre Zwecke! War’n die besoffen?

Es entstanden dann doch noch Toiletten,
das Club-Ansehen ganz knapp nur zu retten.
Die Bauaufsicht schritt endlich ein,
hielt unten die Saalgasse, Gott sei Dank, rein.

Jetzt sind die Erker gemütliche Ecken
zum Lesen, zum Dösen, um sich zu verstecken.
Noch was and’res brachte viele in Rage:
Wie kommt man gesund in die erste Etage?

Wollte der Presse-Club sich wehren,
gegen Gegendarstellungs- und andere Begehren,
Oder – es wäre ja wirklich zum Wiehern,
vor einer Flut von Gerichtsvollziehern!?

Eine Treppe schwang sich alsbald nach oben!
Kein Stabhochspringer mußte sich austoben!
Doch ach, die Treppe – schon wieder zerronnen,
wie seid ihr denn alle hier raufgekommen?

Von Baulärm und Staub werden wir vertrieben,
aber so wurde es halt mal entschieden …
Kein schlauer Vortrag mehr von’m Promi-Star,
Kein dummes Geschwätz mehr an der Presse-Club-Bar …

So leb denn wohl, du ehrenwertes Haus,
wir ziehen leider, leider, heut‘ noch aus.
Doch unsere Trauer läßt sich ertragen,
denn schon seit einer Reihe von Tagen

zieht würzige Stall-Luft durch uns’re Nüstern.
Und unter Ulmen hören wir’s flüstern …
Aus Richtung Westend samt Getrappel von Rössern,
Von einem Haus, vergleichbar mit Schlössern …

Ja, wir habens vernommen:
PFERDESTALL, WIR KOMMEN !!!

Livingston’scher Pferdestall im Frankfurter Westend, erbaut 1880, das neue Domizil des Frankfurter Presseclubs (Fotos: FeuilletonFrankfurt)

⇒ ⇒ ⇒ Knecht Ruprecht besucht den Frankfurter Presse Club

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