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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Städelschule: Rundgang 2011 (2)

STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR BILDENDE KÜNSTE FRANKURT AM MAIN – STÄDELSCHULE – RUNDGANG 2011 (2)

Am diesjährigen „Rundgang“ der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – der Städelschule – sollen sich nahezu alle rund 190 Studierenden mit Exponaten im Haupthaus und in der Dependance Daimlerstrasse beteiligt haben.

Unserer Wahrnehmung nach bestätigt sich, dass sich sehr viele der jungen Künstlerinnen und Künstler auf einem Wege, auf der Suche befinden; dass sie keine wie auch immer gearteten Ergebnisse liefern wollen, sondern Fragen formulieren: an die Gesellschaft, an den Lehrbetrieb der Schule, sicher auch an den Kunstbetrieb insgesamt – und vor allem an sich selbst. Solche Fragen bleiben stehen und zumeist unbeantwortet. Ob vom Betrachter Antworten erwartet werden oder nicht, mag einmal dahingestellt sein. Wichtiger erscheint für diesen zunächst, nicht in einer Rezipientenposition zu verharren, sondern solche Fragen aufzunehmen und für sich selbst weiter zu entwickeln.

Anna Zacharoff zum Beispiel hinterfragt nicht nur den Lehrbetrieb, wenn sie eine Städelschule en miniature unter freiem Himmel vor dem Haupteingang errichtet und zugleich – durchaus eine Ausstellung simulierend – mit eigenen Arbeiten bestückt. Das etwas krakelig beschriftete Etikett an der Tür, wie man es von Schulheften her kennt, holt alles wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Eine Arbeit auch von feiner Selbstironie.

Deutlich bitterer mutet dagegen die Performance von Hüseyin Oylum an, der auf dem Flur zwischen Aula und Bibliothek mit der Schere eine Ausgabe von „ART NOW“ aus dem Taschen Verlag in kleine Streifen zerschneidet, die er auf dem Boden verstreut. Resignation, Provokation, Suchen? Nicht immer entsteht auf den Trümmern des Alten etwas Neues. Mit der „Beschriftung“ der soeben renovierten Wand nebst Heizkörper können wir jedoch, seien wir ehrlich, nicht viel anfangen.

Skepsis scheint uns auch aus der Arbeit von Naneci Yurdagül unweit der Mensatheke zu sprechen: Soll, muss Kunst „Zeitgeist“ hinterfragen? Wird Kunst gar selbst als Zeitgeistiges wahrgenommen? Wie steht es dann mit all den überkommenen, für uns Nachgeborene herausragenden Meisterwerken der Antike, aus Gotik, Renaissance oder Barock, wie mit den Meisterwerken aussereuropäischer Kunst, allesamt aus „Zeitgeist“ geboren?

Führt hier im Atelier W 10 (Logi Bjarnason, Helen Demisch und Timothy Furey) der aus hölzernen Paletten gezimmerte Lattenrostweg über einen schwammigen, trügerischen Moorboden der Kunst? Das Regal in der Ecke ist schon umgekippt. Vor dem Absturz nach vorn, nach links und rechts bewahrt eine kräftige Kordel: nicht nur das in Scharen herbeigekommene Publikum. Und: Eine schöne Anspielung auf die bekannte Museumssituation, das Fernhalten des Publikums samt Kunstattentätern von kaum ermessbar teuren Kunstwerken. Ach wären wir, mögen manche Künstlerinnen und Künstler träumen, doch auch so weit!

Versteckt Annina Matter ihre Kunst erst einmal in sorgfältig verschlossenen Kisten, oder stehen wir bereits vor dem Kunstwerk selbst? Geschlossene Behältnisse machen neugierig und verunsichern zugleich. Auch wenn die Idee nicht neu ist, haben wir das Konvolut von Kisten doch mehrere Male umrundet. Es bleibt ein Geheimnis.

Zur Eröffnung des Rundgangs wurden folgende Peise verliehen:

Hans und Stefan Bernbeck-Stiftung Förderpreis (5000 Euro): Alfred Boman

Jürgen H. Conzelmann-Preis (3000 Euro): Sabine Rak

Ernst & Young-Preis (3000 Euro): George Rippon

Linklaters LLP-Preis (3000 Euro): Naneci Yurdagül

PRE Real Estate Deutschland-Preis (2000 Euro), je zur Hälfte: Stewart Uoo und Dana Munro

Landwirtschaftliche Rentenbank Förderpreis (3000 Euro): Atelier W 10 (zu je einem Drittel: Logi Bjarnason, Helen Demisch und Timothy Furey)

Stylepark-Preis (3000 Euro): Milena Büsch

Zwei erschöpfte Besucherinnen des „Rundgangs“ vor dem monumentalen Gemälde „Warm Milk“ des stets präsenten Hannes Michanek in der Lichthalle des Altbaus an der Dürerstrasse: Ja, es gibt sehr viel zu sehen, weshalb wir uns für eine dreigeteilte Darstellung entschlossen haben.

Und somit gilt: Fortsetzung – Teil 3 – folgt!

Fotos: FeuilletonFrankfurt

 

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