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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Und noch ein neues Mal: Die Naturtrompete

Wir können es nicht lassen: Wir lieben die Trompete als Musikinstrument, haben einst die schwierige Spielkunst zu erlernen versucht im kirchlichen Bläserchor und beim Solisten eines Bundesgrenzschutz-Orchesters, haben gespielt vom Turm der Kasseler Christuskirche, im durchaus renommierten Schulorchester des Kasseler Wilhelmsgymnasiums und auch in eher dilettierenden „Jazz“-Formationen. Aber immerhin ist unser Gehör geschult. Und deshalb zürnen wir dem, was wir heute an mancherlei Einspielungen barocker Trompetenliteratur zur Marter des guten Geschmacks und manchmal auch des Trommelfells zugemutet bekommen.

Nun, über die heutigen Piccolo-Tröter haben wir uns schon genug geärgert. Vielleicht weiss mancher von denen kaum, dass es Jahrhunderte lang eine Kultur des Trompetenspiels, und zwar auf ventillosen Langinstrumenten gab, die mit den heutigen Hervorbringungen auf der Piccolo nicht das Geringste zu tun hat.

Für Liebhaber der Naturtrompete empfiehlt sich unbedingt ein – wenn auch zunächst nur virtueller – Ausflug in das National Music Museum auf dem Campus der University of  South Dacota in Vermillion, und zwar dort auf die Seite European Brass Instruments made before 1800. Klickt man weiter über „Trumpets“, so stösst man neben vielen anderen Instrumenten auf eine Trompete in D, gefertigt um 1750 von Johann Leonhard Ehe III in Nürnberg, und dort wiederum auf zwei kleine Musikbeispiele des Naturtrompeten-Professors und -Virtuosen Edward H. Tarr (mit George Kent, Orgel, Silbermann-Kern-Orgel, Temple Saint Jean, Mülhausen), auf die wir verlinken (bitte anklicken):

Trumpet Tune“ und

Prince of Denmark’s March„,

beide von dem englischen Komponisten Jeremiah Clarke (1673 bis 1707). Es handelt sich um Ausschnitte aus der Einspielung von Edward H. Tarr, Baroque Masterpieces for Trumpet and Organ, Vol. 3, Nonesuch Records, 1978.

Piccolo-Tröter unserer Zeit können sich gerne daran ein Beispiel nehmen, wie die wunderbare alte Trompetenliteratur auch heute noch erklingen sollte!

Aber nun doch noch eine Ehrenrettung der Piccolo, wenn man sie denn zu spielen versteht: Die seinerzeit weltberühmte, den Meilenstein setzende Selmer, die auch wir unser Eigen nannten, bis wir sie wieder verkauften:

(Legendäre, vor längerem durch ein Nachfolgemodell abgelöste Selmer-Piccolotrompete; Foto: Nevilley wikimedia commons GFDL)


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