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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frankfurts Kunst- und Kulturgegenstände: 2,5 Milliarden Euro Wert

Von Erhard Metz

Grund zur Freude: MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer, Stadtkämmerer Uwe Becker und Kulturdezernent Felix Semmelroth vor Andy Warhols 25-Millionen-Euro-Gemälde „Daily News“; Foto: Erhard Metz

Gemeinsame Pressekonferenz des Stadtkämmerers Uwe Becker und des Kulturdezernenten Professor Felix Semmelroth im Frankfurter Museum für Moderne Kunst: Der Wert der Kunst- und Kulturgegenstände der Stadt beläuft sich auf runde zweieinhalb Milliarden Euro. Zu diesem stolzen Ergebnis tragen die Gemälde der städtischen Sammlung im Städel Museum und im Museum für Moderne Kunst MMK wesentlich bei.

50 Millionen Euro: Claude Monet, Das Frühstück, 1868, Öl auf Leinwand, 232 x 151 cm, Städel Museum Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum

Schon vor längerem hatte die Stadt damit begonnen, gemäss den Vorschriften der Gemeindehaushalts-Verordnung sämtliche Kunst- und Kulturgegenstände zu erfassen und zu bewerten, um das Ergebnis im Rahmen der Eröffnungsbilanz darzustellen. Über ein Jahr lang haben alle Museen und in Betracht kommenden Institute, in enger Anlehnung an entsprechende Richtlinien des Landes Hessen, ihre Vermögensgegenstände inventarisiert und bewerten lassen – von den wertvollsten Gemälden bis hin zu den kleinsten Sammlungsstücken: in der Summe rund 1,8 Millionen Exponate!

25 Millionen Euro: Andy Warhol, Green Disaster #2 (Green Disaster Ten Times), 1963, 272,6 x 201 cm; Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Foto: Axel Schneider

Aber keine Bange, liebe Kunstfreundinnen und -freunde: Es geht nicht darum – auch nicht angesichts der Haushaltsnöte, die die Stadt mit fast allen Kommunen teilt -, wertvolles Tafelsilber kurzatmig zu verscherbeln, um Etatlücken zu schliessen oder etwa einen Museumsneubau zu finanzieren. Das wäre, betonte Felix Semmelroth, nicht nur töricht, sondern unmoralisch, kulturpolitisch verheerend und unverantwortlich. Nein, es geht darum darzustellen, dass die Stadt Frankfurt am Main mit einem Gesamtvermögen von 15,7 Milliarden Euro – zu denen die Kunst- und Kulturgegenstände mit eben jenen 2,5 Milliarden Euro beitragen – auf einer soliden finanziellen Grundlage steht.

Susanne Gaensheimer, Uwe Becker und Felix Semmelroth in der Pressekonferenz; Foto: Erhard Metz

„Diese Kunst- und Kulturgegenstände sind Teil der Identität unserer Frankfurter Bildungsgesellschaft“, erklärte Stadtkämmerer Uwe Becker. „Damit verbindet sich für die Stadt die Verpflichtung, dieses Vermögen auch für künftige Generationen zu erhalten. Gedanken, aus diesen festgestellten Werten nun Erlöse zu machen, verbieten sich daher auch für die Zukunft“, unterstreicht Becker bewusst als Kämmerer der Stadt. Und Professor Felix Semmelroth ergänzt: „Diese Bilanz ist also weit mehr als nur eine Vermögensbilanz, sie dokumentiert, wie sich Frankfurt über die Jahrhunderte hinweg zu einer bedeutenden Kunst- und Kulturstadt entwickelt hat. Die dargestellten Werte sind so vor allem auch unveräusserliche Zeugnisse des Engagements der Stadt und ihrer Bürger, die sich bis heute mit der Anschaffung bestimmter Werke stets auf der Höhe der Zeit befunden und das Ansehen der Stadt gemehrt haben“.

Die Kuratoren der Häuser nahmen die Wertermittlung ebenso wie die konsultierten externen Experten nach durchaus konservativen Massstäben vor und liessen sich nicht durch einige exorbitante, Zeitgeist und Hypes geschuldeten Auktionsergebnisse beirren. Gleichwohl wies Susanne Gaensheimer darauf hin, dass es sich nur um eine Momentaufnahme handeln könne, weil sich die Wertentwicklung im Flusse befinde und sich tendenziell nach oben bewege. So ist denn auch in Erinnerung zu rufen, dass beispielsweise Warhols „Green Car Crash (Green Burning Car I)“ aus der Serie „Death and Disaster“, ebenso aus dem Jahr 1963 wie das oben abgebildete „Green Disaster 2“, bei Christie’s New York im Mai 2007 den Hammerpreis von 64 Millionen Dollar erzielte, das sind mit Aufgeld rund 71,7 Millionen Dollar oder umgerechnet über 52 Millionen Euro.

25 Millionen Euro, eigens zur Pressekonferenz der Stadt Frankfurt am Main aus dem Depot gerollt: Andy Warhol, Daily News, 1962, Acryl und Bleistift auf Leinwand, 183,5 x 254 cm, Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main; Foto: Erhard Metz

(ohne Abbildung) 50 Millionen Euro: Roy Lichtenstein, Yellow and Green Brushstrokes, 1966, 215 x 460 cm; Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main

Natürlich erfasst diese Bestandsaufnahme und Wertermittlung neben  den berühmten Gemälden, Skulpturen und Installationen auch alle Gegenstände des Kunsthandwerks, die Werke auf Papier, die Exponate der Völkerkunde, den Bestand in Bibliotheken und vieles andere mehr. So schlagen beispielsweise der Erdglobus aus dem 17. Jahrhundert im Historischen Museum mit 30 Millionen Euro oder die Gutenberg-Bibel aus den Jahren 1454/1455 in der Stadt- und Universitätsbibliothek mit 20 Millionen Euro zu Buche.

Unter den „Top Ten“ der Werteliste stehen neben Erdglobus und Gutenberg-Bibel acht Gemälde, von denen sich fünf im Museum für Moderne Kunst und drei im Städel Museum befinden. Allein in den hier abgebildeten fünf Gemälden und der Beuys-Installation sind – konservativ ermittelte – 180 Millionen Euro versammelt!

20 Millionen Euro: Pierre-Auguste Renoir, Ende des Frühstücks, 1879, Öl auf Leinwand, 101 x 81 cm, Städel Museum Frankfurt am Main, Foto: Artothek, Ursula Edelmann

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