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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Juli, 2010

Absolventenausstellung 2010 der Städelschule „Geschmacksverstärker“ im MMK-Zollamt

2010, Juli 30.

Von Erhard Metz

„Wir freuen uns, die Ausstellung erneut in unserem Haus zu präsentieren, denn dem MMK ist es als Museum für zeitgenössische Kunst ein besonderes Anliegen, im direkten Kontakt zu jungen Künstlern zu stehen und sie mit Ausstellungen wie diesen zu fördern“, leitete Peter Gorschlüter, der neue Stellvertretende Direktor des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, die Absolventenausstellung 2010 der Städelschule ein. Dieser inzwischen siebten öffentlichen Absolventen-Werkschau öffnet das MMK jetzt zum zweiten Mal, nach der Ausstellung im Vorjahr, den grossen Ausstellungsraum in seiner Dependance „Zollamt“.

Ausgestellt werden in diesem Jahr Arbeiten von Eric Bell, Anne Lina Billinger, Plamen Bontchev, Nicolas Ceccaldi, Carmina Conradt, Edith Deyerling, Michele Di Menna, Jakob Emdal, Mate Andras Feles, Julia Feyrer, Kristoffer Frick, Philip Götze, Lena Henke, Yuki Higashino, Yngve Holen, Britta Kamptner, Ilja Karilampi, Xue Liu, Shane Munro, Ayaka Okutsu, Claus Rasmussen, Oona-Lea von Maydell und Iori Wallace aus den Klassen der Professoren Bonni Camplin, Christa Näher, Willem de Rooij, Michael Krebber, Simon Starling und Tobias Rehberger.

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Daniel Birnbaum und Peter Gorschlüter in der Pressekonferenz Weiterlesen

„Event, Stream, Object“: Sound-Installation von Florian Hecker im Frankfurter MMK

2010, Juli 27.

Von Erhard Metz

Es ist eine einzigartige (wenngleich etwas krude betitelte) Raum-Klang-Skulptur – so möchten wir das bezeichnen, was Sie in einem der Säle in der dritten Ebene des Frankfurter Museums für Moderne Kunst MMK erwartet.

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MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer und Florian Hecker (Foto: FeuilletonFrankfurt; Nachweis Filmmitschnitt: MMK Frankfurt am Main)

Es handelt sich bei der ersten institutionellen Einzelausstellung Heckers in Deutschland um eine Auftragsproduktion des MMK im Rahmen seiner Mitte Februar 2010 eröffneten und noch bis zum 22. August laufenden Sammlungspräsentation „Radical Conceptual“. Das Haus hat Heckers Arbeit aus finanziellen Mitteln der Museums-Partner produziert und zugleich für seinen Bestand erworben: Ein Beispiel für eine Ausstellungspolitik, die, wie MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer betont, das Museum für Gegenwartskunst auch als einen Ort der Produktion derartiger Werke versteht. Weiterlesen

Sommerausstellung in der Galerie Barbara von Stechow: Wolfgang Dieter Bauer, Robyn W. Fairclough und Angel Peychinov

2010, Juli 26.

Von Erhard Metz

Fürwahr, nicht nur bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius ging es sommerlich zu bei der Vernissage zur Ausstellung „Dreaming in the Summer“ der Galerie Barbara von Stechow: Hotel- und Urlaubsszenen aus fernen Ländern, Damen in sommerlich-leichter Bekleidung und an sandigen Stränden weilende Kinder erwarteten die Besucher.

Wieder einmal gelang es Galeristin Barbara von Stechow und ihrer Mitarbeiterin Sylvia Schlieder, dem selbstgestellten hohen Anspruch gerecht zu werden, besonders bemerkenswerte Positionen zeitgenössischer und vor allem junger Künstler der Region wie auch aus dem europäischen Raum und den Vereinigten Staaten von Amerika ihrem gewohnt qualitätsbewussten Publikum zu präsentieren.

Eine Entdeckung ist zweifellos der 1977 im oberösterreichischen Vöcklabruck geborene Wolfgang Dieter Bauer. Von 1998 bis 2003 studierte er an der Kunstuniversität Linz in der Meisterklasse Malerei von Ursula Hübner. Im Juni 2003 bestand er das Diplom mit Auszeichnung. Seit dem Jahr 2000 stellt der Künstler aus, bislang im Schwerpunkt in Österreich, aber auch bereits bei Barbara von Stechow. Bauer lebt und arbeitet in Wolfsegg am Hausruck, Oberösterreich.

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Where’s my bourbon?, 2007, Öl auf Leinwand, 120 x 80 cm, © Wolfgang D. Bauer Weiterlesen

Verträumt und verwunschen: Die Villa Barbarigo im venezianischen Valsanzibio

2010, Juli 22.

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Von Erhard Metz

Es ist ein warmer, von einem weisslichen Himmel verhangener Frühsommertag, ein feiner Schleier webt sich über das lichte Grau der Mauern und Steine, über das „Dianaportal“, über das Grün der Bäume und Gebüsche. Wir betreten die Villa Barbarigo Pizzone Ardemani in Valsanzibio, das Örtchen ist heute nach Galzignano Terme am Rand der Euganeischen Hügel eingemeindet Weiterlesen

„The Frankfurt Selection“: Dirk Baumanns, Uwe Groß und Natalie Vu in der Galerie Planet Vivid

2010, Juli 19.

Von Erhard Metz

Da sind wir mal wieder bei einem alten Thema: dem Verhältnis nämlich zwischen den scheints ewigen Antagonisten Frankfurt und Offenbach, Gegenstand mal mehr, mal weniger gelungener Witze. Heuer haben wir insoweit rundherum Neues wie Gutes zu vermelden:

„The Frankfurt Selection“ betitelt „Planet Vivid“-Galeristin Helen Hofmann ihre neueste Ausstellung mit Arbeiten von Dirk Baumanns, Uwe Groß und Natalie Vu. Aber: Groß und Vu studierten – und Baumanns, der jüngste unter ihnen, studiert noch – an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG). Jedoch setzten Groß und Vu anschliessend ihr Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, der Frankfurter Städelschule, fort, Groß als Meisterschüler von Jörg Immendorf, Vu als Meisterschülerin von Christa Näher.

Was angesichts solcher „Grenzüberschreitungen“ aktuell bei Planet Vivid herauskam, kann sich weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus sehen lassen: eine eindrucksvolle Werk- und Leistungsschau dreier hochbegabter Künstlerinnen und Künstler aus der Region, in einer überaus gelungenen Zusammenstellung und überzeugenden Präsentationsdramaturgie von Gegensätzlichem wie einander Ergänzendem.

Uwe Groß , 1963 in Frankfurt am Main geboren, der sicherlich derzeit Arrivierteste dieses künstlerischen Dreigestirns, studierte zunächst von 1981 bis 1984 an der HfG Industriedesign und von 1989 bis 1995 Freie Malerei an der Städelschule bei Jörg Immendorff, dessen Erster Meisterschüler er 1995 wurde. Seit 2003 lehrt er als Dozent an der Freien Kunstakademie Hohenaschau. Groß stellte vielfach im In- und Ausland aus, eine Anzahl seiner Arbeiten befindet sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.

Serpentina in Dresden I, 42 x 59 cm, Kreide auf Papier-400

Serpentina in Dresden I, 2005, 42 x 59 cm, Kreide auf Papier Weiterlesen

Hochschule für Gestaltung Offenbach: Rundgang 2010

2010, Juli 12.

Von Erhard Metz

Zweieinhalb Tage nur, vom 9. bis 11. Juli 2010, waren beim diesjährigen Rundgang neuere Arbeiten von Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) zu sehen, leider viel zu kurz angesichts der Vielzahl und Vielgestaltigkeit des Gebotenen. Neben dem Hauptgebäude der HfG einschliesslich des Westflügels waren dieses Jahr das Isenburger Schloss, der benachbarte Gemeindesaal, die Ölhalle am Hafen sowie erstmals die vierte Ebene des Einkaufszentrums KOMM am Aliceplatz anzusteuern.

Ähnlich wie im letzten Jahr greifen wir wieder – in einer subjektiven Auswahl – aus dem breiten Spektrum einige Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Experimentelle Raumkonzepte sowie Bühnenbild und Kostümentwurf heraus.

Wir möchten die gezeigten Werke unkommentiert lassen, weil sie jeweils Raum für individuelle Assoziationen und Reflexionen eröffnen sollen und sie in ihrem künstlerischen Ausdruck für sich selbst sprechen.

Zwei Künstlerinnen möchten wir jedoch besonders hervorheben: An den Anfang stellen wir einen Auszug aus einem Zyklus der Malerin Lisa Klinger, der in seiner poesivollen malerischen Erzählung unsere besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung gefunden hat. Und am Schluss unserer Bilddokumentation beleuchten wir ausführlicher eine Arbeit von Laura Jil Fugger, die sich nicht zuletzt humorvoll-ironisch wie intellektuell mit der Ausbau- und Ausstellungssituation der – noch leerstehenden – oberen Etage des Offenbacher Einkaufszentrums KOMM auseinandersetzt.

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Rudolf Olden, Anwalt und Journalist – vergessen?

2010, Juli 11.

Rudolf Olden: Journalist gegen Hitler – Anwalt der Republik

Text und Fotografien: Renate Feyerbacher

Rudolf Olden  – ein Vergessener? Ja. Aber eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933 bis 1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main holt den Journalisten gegen Hitler und Anwalt der Republik aus der Vergessenheit.

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Plakat zur Ausstellung mit einem Foto von Rudolf Olden von Ende der 1920er Jahre

Er ist „vergessen worden“, schreibt der Journalist Marco Finetti im Begleitbuch zur Ausstellung. Und das, obwohl Olden in verschiedenen biografischen Handbüchern, Lexika und Interneteinträgen als „einer der bedeutendsten Journalisten der liberaldemokratischen Presse der Weimarer Republik und der deutschsprachigen Emigration nach 1933“ (Finetti) gepriesen wird. Allerdings in Harenbergs Personenlexikon (Ausgabe 2003) mit 4000 Biografien aus dem 20. Jahrhundert steht er nicht, wohl aber sind lebende – unbedeutendere – Journalisten verzeichnet. Ausserdem war er ein vorzüglicher Jurist. Berühmt wurde er durch die Verteidigung von Carl von Ossietzky, dem späteren Friedensnobelpreisträger. Weiterlesen

Das grüne Kanapee / 14

2010, Juli 10.

Fernsehen ist schön! Aber eben bleibt der Apparat abgeschaltet! Setzen Sie sich (klicken Sie) statt dessen, liebe Leserinnen und Leser, einfach auf  ’s Kanapee, entspannen und erfreuen Sie sich an habust’s erstklassigen Gedichten: Sie sind wirklich noch schöner als Fernsehen!

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(©  habust; Foto: GearedBull wikimedia commons GFDL)

Vom Taunus zum Wannsee: Der Maler Philipp Franck im Frankfurter Museum Giersch

2010, Juli 8.

Von Erhard Metz

Dass Frankfurt am Main die „Stiftungshauptstadt“ Deutschlands ist, hat sich – hoffentlich – herumgesprochen. Eine dieser Institutionen ist die gemeinnützige Stiftung Giersch, Trägerin des Museums Giersch, eines Ausstellungshauses am Frankfurter Schaumainkai, bekannt als „Museumsufer“, in Nachbarschaft zum Städel Museum und zum Liebieghaus (deren gemeinsamer Direktor, Max Hollein, Mitglied des Stiftungskuratoriums ist).

Die dort noch bis zum 18. Juli 2010 laufende, ausserordentlich sehenswerte Ausstellung ist einer Retrospektive auf das Œuvre des 1860 in Frankfurt am Main geborenen Malers und Grafikers Philipp Franck gewidmet. Sie wird anschliessend im Berliner Bröhan-Museum zu sehen sein.

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Alt Frankfurt, 1929, Aquarell, Privatbesitz Weiterlesen

Ernst Ludwig Kirchner: Sensationeller „Fund“ in Frankfurt am Main, Kirchner-Premiere in Berlin

2010, Juli 6.

Von Erhard Metz

Die grossartige Ernst Ludwig Kirchner-Retrospektive im Frankfurter Städel-Museum (nur noch bis zum 25. Juli 2010!) fand und findet verdiente Resonanz landauf, landab von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen und noch heuer fast täglich in der FAZ. Da überrascht eine heutige Meldung des Hauses: Eine vermutlich in den 1930er Jahren in das Städel-Depot gelangte, bislang als eine Fälschung erachtete doppelseitig bemalte Leinwand wurde unlängst als Kirchner-Original identifiziert! Namhafte Kirchner-Forscher und -Experten Europas bezeugen es mit ihren guten Namen. Was bleibt uns anderes, als ihnen Glauben zu schenken.

Die von der Fachwelt auf das Jahr 1910 datierte Leinwand zeigt auf der – signierten – Vorderseite eine Waldszene (Moritzburger Teiche bei Dresden) und rückseitig – unsigniert – einen Akt in Kirchners Dresdner Atelier. Die Waldszene hat der Künstler, wie Infrarotaufnahmen zeigen, grossflächig überarbeitet und – Kirchner-typisch wie die doppelseitige Bemalung – nachträglich signiert und vordatiert. Der rückseitige Akt hingegen erfuhr keine spätere Überarbeitung – ein Glücksfall für die Kirchner-Forschung.

„Mit der Untersuchung des Gemäldes“, so Städel-Direktor Max Hollein, „konnten wir in einem ersten Schritt die Frage der Zuschreibung beantworten. Damit ist der Forschung ein wichtiges Gemälde Kirchners zugänglich gemacht worden. Darüber hinaus werden wir alle Spuren verfolgen, die sich durch die Veröffentlichung des Werkes erschliessen könnten, um dessen Entstehungsgeschichte und Provenienz zu klären.“

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Ernst Ludwig Kirchner, Szene im Wald, 1910, © Städel Museum Frankfurt am Main Weiterlesen