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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Juni, 2010

Biennale Venedig 2011: Pressekonferenz in absentia Christoph Schlingensief

2010, Juni 30.

Von Erhard Metz

Er, der Meister, auf den alle mit Spannung gewartet hatten, konnte krankheitsbedingt nicht zur Auftakt-Pressekonferenz am 29. Juni 2010 im Frankfurter Museum für Moderne Kunst erscheinen:  Christoph Schlingensief , den MMK-Direktorin und Biennale-Kommissarin Susanne Gaensheimer mit der Gestaltung des Beitrags der Bundesrepublik Deutschland im Deutschen Pavillon zur Biennale Venedig 2011 betraut hat.

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Christoph Schlingensief am 5. Oktober 2009 im Schauspiel Frankfurt; Fotos: © Renate Feyerbacher

So bestritt denn Susanne Gaensheimer mit Elke aus dem Moore, der Abteilungsleiterin Kunst des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart, und Markus Müller vom „Bureau Mueller“, Berlin, die Veranstaltung. Weiterlesen

Am Herzschlag der Künstlerin: Eva Weingärtner ludt ein zur Performance

2010, Juni 28.

Von Erhard Metz

Schauplatz: Galerie Perpétuel in Frankfurt-Sachsenhausen, vor ein paar Tagen, es ist ein warmer Spätjuni-Abend. Eva Weingärtner, die Performancekünstlerin, hat sich angesagt.

Es ist eine Sitzung der besonderen Art. „Wir fangen jetzt an. Aber wer erwartet, dass ich etwas aufführe, den muss ich leider enttäuschen“, so etwa sagt sie zu Beginn. Begraben wir also unsere Rezipientenerwartung.

Eva Weingärtner sitzt hoch aufgerichtet auf einem gestuften Hocker, die Beine ausgebreitet, den rechten Fuss zumeist auf  dem unteren Treppchen, den linken auf dem Boden, bekleidet mit einem leichten, Schultern und Arme bedeckenden Kleid, in Schwarz, versteht sich, so hat es etwas von einer Robe, einem Talar. Apart schaut sie aus, die Künstlerin, eine Aura scheint sie zu umgeben. So könnten wir uns eine Magierin vorstellen. Ruhig wirkt sie in ihren Bewegungen, konzentriert, versammelt in Gesicht und Körperhaltung.

Ihr unmittelbar gegenüber ein einfacher, im Vergleich zu dem Hocker niedrigerer Bürostuhl, ohne Armlehnen. Wer mag, kann auf ihm Platz nehmen, vis-à-vis der Künstlerin. Die anderen Gäste könnten, so sagt sie, sich derweil durchaus in der Galerie umschauen (in der es diesen Abend ausser weissen Wänden nichts zu sehen gibt!) oder auf die Strasse gehen. Was einige der Anwesenden denn zwischenzeitlich auch tun.

Was ist das für eine Situation, wenn wir auf diese Weise auf dem Stuhl vor der Künstlerin sitzen? Ein Probant einer Forscherin gegenüber? Ein Examenskandidat einer Professorin? Ein Angeklagter der Richterin? Ein Patient einer Ärztin, Therapeutin, Hypnotiseurin?  Ein Beichtender einer Priesterin?

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Der Autor und Eva Weingärtner Weiterlesen

Fussball, Fussball über alles … Die Vuvuzela

2010, Juni 25.

Liebe Leserinnen und Leser,

holen auch Sie sich, sofern nicht längst schon geschehen, dieses wunderschöne, angenehm klingende Instrument dauerhaft in’s Haus und verschönern Sie sich damit Ihren Lebensalltag auch über die aktuellen fussballerischen Geschehnisse hinaus.

Bewahren Sie das Instrument zum Beispiel für künftige Wahlkampfveranstaltungen der Politparteien auf, um Ihrer Begeisterung über Parteiparolen und Wahlversprechen angemessen Ausdruck verleihen zu können, wenn wir Glück haben, vielleicht bereits zu vorzeitigen Neuwahlen zum Deutschen Bundestag. Da das Instrument über seine äussere Schönheit und seinen Wohlklang hinaus von ausserordentlicher Qualität und Haltbarkeit ist, bleibt seine Einsatzfähigkeit notfalls auch noch bis zum regulären Wahljahr 2013 gewährleistet!

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(Bildnachweis: Berndt Meyer, wikimedia commons GFDL)

Seien Sie kein Spielverderber, tröten Sie mit! Hier eine kleine Vuvuzela-Kunde für bisherige Vuvuzela-Verweigerer:

So bläst der Anfänger:

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… und so der Fortgeschrittene:

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(Quelle Audio: DisillusionedBitterAndKnackered, wikimedia commons GFDL)

PS: Auf vielfache und begeisterte Reaktionen hin bestätigen wir nach Rücksprache mit den Herstellern der Vuvuzelas gerne, dass das herrliche Instrument – je nach politparteilicher Präferenz – auch in den Farben Schwarz, Gelb und Grün erhältlich ist.

Venezianischer Bilderbogen 2010

2010, Juni 23.

Venedig, Dorsoduro, abseits von Canal Grande und Rialto, San Marco und aller Touristenströme …

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… ein typisches Wassergässchen Weiterlesen

Das grüne Kanapee / 13

2010, Juni 20.

Bockwurst essen? Kein Problem, einfach hinsetzen, reinbeissen und habust hören (wie immer auf’s Kanapee klicken):

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(© habust; Foto: GearedBull wikimedia commons GFDL)

Jahr der Stille 2010: Juni

2010, Juni 16.

Abseits

Es ist so still; die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.
Weiterlesen

Die „Türckische Cammer“ in Dresden

2010, Juni 12.

Selbst auf dem Kriegsschauplatz höfische Pracht
Die „Türckische Cammer“ in Dresden

Von Renate Feyerbacher

Im März 2010 wurde die „Türckische Cammer“ im Dresdner Residenzschloss feierlich eröffnet. Ihr Bestand ist eine der prachtvollsten Sammlungen ihrer Art. Beutestücke aus Schlachten gegen die Osmanen, gegen das osmanische Reich, zu dem nicht nur Türken, sondern auch Kurden, Georgier und Armenier gehörten, erzählen von der Faszination des Orients.

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Residenzschloss Dresden, Innenhof, Foto: Kolossos, wikimedia commons GFDL Weiterlesen

Zaubermeister und Zauberlehrlinge

2010, Juni 8.

Sie hat so etwas wie einen Ewigkeitswert, solange es Menschen geben wird: Goethes Ballade vom Zauberlehrling.

Doch heute mit dem entscheidenden Unterschied: Der Zaubermeister (BP-Konzern) kennt die den Spuk  (2 bis 3 Millionen Liter Öl ergiessen sich täglich in den Golf von Mexiko) beendende Zauberformel ebensowenig wie seine Zauberlehrlinge. Und es gibt viele Zauberlehrlinge: wir alle, von Präsident Obama angefangen bis zu uns selbst an unserer Stammtankstelle in Frankfurt am Main, an der wir auch heute vormittag wieder einmal volltanken wollen.

Schauen wir doch mal, liebe Leserinnen und Leser, beim alten Goethe ‚rein, der Zauberlehrling verwandelt den Besen in einen Knecht, der ihm das Wasser (heute das Öl) hereinträgt, aber der Knecht lässt sich nicht mehr beherrschen und überflutet mit dem Wasser Haus und Hof, Sie kennen die Geschichte sicher noch aus dem Schulunterricht:

… „Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! –
Ach, ich merk’ es! Wehe! wehe!
Hab’ ich doch das Wort vergessen! Weiterlesen

Das grüne Kanapee / 12

2010, Juni 6.

Mal ein wenig hinsetzen, auf’s grüne Kanapee, und habust zuhören? Aber bitte: hier spricht er höchstpersönlich!

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(©  habust ; Foto: GearedBull wikimedia commons GFDL)

Blütenstaub: Wolfgang Laib im MMK-Double

2010, Juni 4.

„Blütenstaub von Haselnuss, 1980“

so lautet der Titel einer Arbeit von Wolfgang Laib, die er im Mai 1981 im Kabinett für aktuelle Kunst in Bremerhaven installierte und im April 2010 im Rahmen der Ausstellungsreihe „Double“ des Frankfurter Museums für Moderne Kunst MMK im von Gregor Schneider rekonstruierten „Kabinett für aktuelle Kunst“ wiederholte.

Von Erhard Metz

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Knapp 30 Jahre also ist es her, dass sich Wolfgang Laib zum ersten Mal andächtig und in versammelter Haltung auf dem Boden knieend über seine Arbeit beugte: Er bedeckte eine Glasplatte mit Blütenstaub, in der gemeinen Sprache auch Pollen genannt. Es ist Blütenstaub von Haselnuss. Weiterlesen