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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alles Zufall?

Alles Zufall?

Gedanken zum Jahreswechsel

Von Johanna Wenninger-Muhr

Spielt der Zufall im Leben eine größere Rolle, als es uns Menschen lieb ist? Man denkt an einen Freund, den man seit Jahren nicht mehr gesehen hat. In diesem Moment läutet das Telefon und er ruft an. Für Carl Gustav Jung, den Begründer der Analytischen Psychologie, kein blinder Zufall, sondern das „sinnvolle Zusammentreffen eines inneren und eines äußeren Ereignisses“. Die rätselhafte Übereinstimmung zwischen Innen- und Außenwelt nennt er Synchronizität und meint: Oft enthält der so genannte Zufall eine Botschaft, die es zu entschlüsseln gilt. Zufall oder Fügung? Diese Frage beschäftigte schon Aristoteles vor zweieinhalb Tausend Jahren. Einen Exkurs in die Welt des Zufalls gab es im November auf Schloss Eggersberg im Altmühltal. Gerhard Hofweber, Doktor der Philosophie und Akademischer Rat der Universität Augsburg, reflektierte im Rahmen seiner philosophischen Seminare in einem kleinen Teilnehmerkreis zum Thema „Aristoteles – der Zufall und seine Bedeutung für unser Leben.“

Den Monat November und Schloss „Eggersberg“, hoch über dem Altmühltal gelegen, hat Hofweber gewählt, um uns Teilnehmer auf das Thema einzustimmen: auf Aristoteles und den Zufall. Aristoteles – keine leichte Kost und die Frage nach dem Zufall schon gar nicht.

Mein Fuß ist geschient – ein Kapselriss im linken Fußgelenk, als Folge eines kleinen Unfalls. War es Zufall oder was war es? Eine Botschaft? Ein wenig kürzer treten, Ruhe geben? Jedenfalls heißt es erstmals viele Stufen steigen mit geschientem Fuß im Schloss aus dem 16. Jahrhundert, das zu einem Hotel und Restaurant umgebaut wurde, aber ohne Lift. Es heißt jeden Schritt überlegen, bedächtig einen Fuß vor den anderen setzen.

Das ist mühsam. Mein Zimmer liegt auf der zweiten Etage. Philosophiert wird auf der ersten und gespeist im Parterre des alten Gemäuers. All die vielen Ahnenbilder auf den Gängen, ehemalige Schlossbewohner, die mich mit Blicken verfolgen und Fragen stellen … bilde ich mir ein.

Aristoteles und der Zufall

Unbestimmbar müssen die Ursachen sein, durch die das Zufällige geschehen mag. Daher scheint der Zufall zu dem „Unbestimmten zu gehören und unklar dem Menschen“ (Aristoteles). Die erste zusammenhängende philosophische Abhandlung über den Zufall findet sich bei Aristoteles. Im zweiten Buch der „Physik“ geht es um die Ursachen der Dinge. Für den Philosophen Martin Heidegger (1889 bis 1976), einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, war die „Physik“ das Buch, „das Bibliotheken überflüssig macht und das Grundbuch der abendländischen Philosophie“. Im Kapitel vier und fünf erklärt Aristoteles seine Ansichten zum Zufall. Seine Definition (wir Teilnehmer versuchen zu folgen…) von Zufall lautet: „Wenn im Bereich der Geschehnisse, die im strengen Sinn wegen etwas eintreten und deren Ursache außer ihnen liegt, etwas geschieht, das mit dem Ergebnis nicht in eine „Deswegen-Beziehung“ zu bringen ist, nennen wir das „zufällig“. Aristoteles führt – Gott sei Dank – immer Beispiele an. Hier sein Beispiel: Ein Pferd entgeht dadurch, dass es aus dem Stall herauskommt, einem Unglück, es ist aber nicht herausgekommen, weil es dem Unglück entgehen wollte – es wusste nichts vom drohenden Unglück. In diesem Fall würde man sagen: „Das Pferd ist zufällig herausgekommen“. Die „Ursache“ ist hier das Herauskommen, das „Ergebnis“ ist das dem Unglück-Entgehen, und zwischen beiden gibt es keine „Deswegen-Beziehung“. Das Pferd ist nicht herausgekommen, um dem Unglück zu entgehen, daher ist das ganze zufällig.

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Drei Sechsen – ein Zufallsereignis? Foto: Ingrid Friedl / Johanna Wenninger-Muhr

Über den Zufall in der Physik

Ganz besondere Bedeutung für die Entwicklung der philosophischen Auffassungen vom Zufall – so lernen wir – hatte die Deutung der Ergebnisse der Quantenphysik. Sie weisen für die Physik die objektive Existenz des Zufalls nach. Aus der philosophischen Analyse ergibt sich, dass der Zufall als „zufällige Verwirklichung von Möglichkeiten eines aus dem Gesetz sich ergebenden Möglichkeitsfeldes“ auftreten kann; für diese Verwirklichung existiert eine Wahrscheinlichkeitsverteilung. Bei den „reinen Zufällen“ in der Quantenphysik, so etwa beim Zerfall eines Atomkerns, ist nachgewiesen („Kopenhagener Deutung“), dass gleiche Experimente unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen können. Beim radioaktiven Zerfall ist zwar bekannt, dass nach dem Verstreichen der Halbwertzeit ziemlich genau die Hälfte der radioaktiven Atome zerfallen sein werden – aber welche einzelnen Atome zerfallen sein werden, lässt sich nicht vorhersagen. Der Astrophysiker Steven Klein kommt zu folgender Auffassung: „Es gibt keinen Zufall, lediglich eine Menge unbestimmter Faktoren, die wir weder beeinflussen können noch wollen“. Als Beispiel bringt er das „Münzenwerfen“, das von der Oberfläche der Münze, dem Luftdruck, der Temperatur oder etwa einem Luftzug abhänge. Für Professor Detlef Dürr, den Leiter der Arbeitsgruppe „Bohmsche Mechanik“ am Mathematischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München, basiert der Zufall in der Physik auf instabilen Bewegungsabläufen in hinreichend komplizierten Systemen. Der Zufall beschreibe das typische Geschehen. Typisches Verhalten eines aus vielen Teilchen bestehenden Systems könne ganz regulär sein, wie bei einem Festkörper, einem Stein, oder irregulär, wie die Molekülbewegung im Gas oder einer Flüssigkeit oder wie der Ausgang beim Münzwurf. Der Zufall trete in allen Bereichen der Physik auf, vom mikroskopischen Bereich bis hin zum makroskopischen, etwa der Bildung von Galaxien.

Zufall eine Folge von Unwissenheit?

Für den Physiker, Philosophen und Wissenschaftsautor Stefan Klein dreht sich beim Zufall alles um die Frage, wie viel wir von der Welt erkennen können, in der wir leben. Zufall sei eine Folge von Unwissenheit. Als zufällig erschienen Vorgänge, hinter denen man keine Regeln erkenne, entweder, weil die Zusammenhänge zu komplex sind, oder weil es gar keine Regel gibt. Im Kern stehe dabei die Erkenntnis aus der Neurowissenschaft, dass das Gehirn die Rolle des Zufalls unterschätzen müsse, weil es sich nur so Wissen aneignen könne. Dies erkläre laut Klein nicht nur Phänomene wie Schicksalsgläubigkeit, sondern auch in der heutigen komplexen Welt die oft verheerende Einschätzung von Risiken; Beispiele seien Flugzeugkatastrophen und andere Unglücke, aber auch falsche Lebensentscheidungen. Der Mensch sei von Natur aus darauf programmiert, überall Muster und Zusammenhänge zu erkennen – teilweise auch dort, wo sie gar nicht existierten. Ausprägungen davon wären Talismänner oder Bräuche, die Glück bringen oder Unglück vermeiden helfen sollen. Die Unsicherheit und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, mache Angst. Dies könne zum Beispiel so weit gehen, dass es zu krankhaften Zuständen führe, etwa alles bis ins Letzte planen und kontrollieren zu wollen.

Die Entzauberung des Zufalls

Am Ende des ersten Tages sind wir Teilnehmer erstmal nicht sehr viel weiter in der Erkenntnis, im Gegenteil: Weitere Fragen haben sich aufgetan …

Hofweber tröstet und ermutigt: Auch er hatte als Student der Philosophie und später als Dozent zunächst sehr unkonkrete Vorstellungen vom Zufall, war im Grunde überzeugt davon, dass es – außer in der Quantenphysik – keinen Zufall gibt. Gleichwohl sah auch er einen verborgenen Sinn im Zufall, und es erschien ihm wichtig, diesen Sinn zu erkennen. Im Rahmen seiner Habilitation ist er auf den Abschnitt „Zufall“ im zweiten Buch der „Physik“ von Aristoteles gestoßen. Eine ziemlich unverständliche Erklärung, die ihn zunächst enttäuscht habe, weil das Thema darin „sehr trocken“ abgehandelt wird. Er habe eine Art „Entzauberung des Zufalls“ erlebt, dann aber die Auflösung und die Konsequenz daraus verstanden – und verstanden, dass man den Sinn des eigenen Lebens nicht vom Zufall abhängig machen müsse, sondern dass das Leben selbst einen Sinn habe, der zunächst verborgen, aber doch erkennbar sei.

Hofweber erklärt den Zufall als Hinzutreten eines möglichen Zwecks zu einem realen, wesentlichen Zweck.

Im Grunde aber sei der moderne Mensch heute bei der Fragestellung, ob es den Zufall gibt, noch nicht weiter als der Mensch in der Antike. Die möglichen Antworten, die sofort wieder Fragen entstehen ließen, was der Zufall ist, seien seit zweieinhalb Tausend Jahren identisch:

es gibt für alles einen wohl bestimmten Grund – ist das aber tatsächlich so?

die Gedanken sind inkonsequent – sind sie es wirklich?

alles in der Natur ist Gesetz – aber die Entstehung der Gesetzmäßigkeit soll zufällig sein?

es gibt einen göttlichen Plan – oder ist die Welt zufällig entstanden?

Auch die Physik sei im Grunde nicht viel weiter. Sie versuche das Phänomen des Zufalls zu verstehen, aber nicht das Prinzip hinter dem Phänomen. Die Frage, was Zufall ist, werde in der Physik nicht gestellt. Untersucht würden nur die Phänomene.

Immerhin stehen Philosophie und Physik in einer Art Wechselbeziehung. Wie die wissenschaftliche Forschung herausgefunden hat, halfen philosophische Fragen und Antworten Albert Einstein entscheidend bei der Deutung der Relativitätstheorie. Der Einstein-Experte Jürgen Renn, Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, sieht in der Begegnung von Albert Einstein und Moritz Schlick, Professor der Philosophie an der Universität Rostock, einen aufschlussreichen Beleg für den fruchtbaren Austausch zwischen philosophischer Erkenntnistheorie und Naturwissenschaft. Schlick, der der sich ab 1920 mit der Quantenphysik befasste, stand ab 1915 in Briefkontakt mit Albert Einstein.

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Hofweber tröstet und ermutigt Suse Rabel-Harbering (Neue Zürcher Zeitung) (links) und Johanna Wenninger-Muhr bei der Auseinandersetzung mit der philosophischen Frage nach dem Zufall; Foto: Sybille Schmadalla

Wir können nur werden, wer wir tatsächlich sind …

Der Mensch versuche heute alle Probleme ökonomisch zu lösen. Hofweber erklärt den Zufall als Hinzutreten eines möglichen Zwecks zu einem wirklichen und wesentlichen Zweck. Der Mensch habe einen herrschenden Gedanken, ein Ziel, dem er folge. Dieses Ziel habe er sich nicht ausgesucht, sondern drücke aus, wer er als Individuum sei. Erst wenn er dies akzeptieren könne, gewinne er ein freies Verhältnis zu seinem Ziel. Weder Fremd- noch Selbstbild spielten dabei eine Rolle und würden weiterhelfen: „Egal, welches Bild wir von uns selbst haben – es ist falsch, weil wir uns selbst nicht in einem Bild erkennen können.“ Wer man tatsächlich ist, könne man nur im Denken erfahren. Man müsse begreifen, wer man ist und was man wolle. Der Weg zur Selbsterkenntnis sei uralt und schwierig. Hofweber: „Solange wir über uns reflektieren und uns vorstellen, wer wir sein wollen, funktioniert das nicht. Wir können nur werden, wer wir sind, uns aber nicht dazu machen, wer wir sein wollen.“

Asiatische Weisheitslehren böten als Lösung an, die Reflexion zum Stillstand zu bringen und gar nicht mehr zu denken. Erst wenn die Reflexion zum Stillstand gekommen sei, komme die Erlösung und Erkenntnis in einer Art mystischen Einheit. Der westliche Weg sei ein anderer: In der abendländischen Philosophie höre man mit dem Denken nicht auf, sondern fange mit dem Denken nach der Reflexion an. Die Reflexion sei nur Bestandteil des Denkens. Statt Reflexion könne man auch Verstand sagen und statt Denken Vernunft. Der Verstand sei nur ein Moment der Vernunft, aber er sei nicht das Denken selbst.

Die Philosophie, so ist sich Hofweber sicher, führe dazu, selbst zur Einsicht zukommen. Es gehe in erster Linie nicht darum, erklärt zu bekommen, was dieser oder jener Philosoph denke, sondern darum, zu welcher Einsicht man selbst durch die Auseinandersetzung mit den Texten komme, denn nur was zur Einsicht führe, werde behalten. Es reiche, von verschiedenen Dingen das Prinzip zu verstehen, dann beginne man Zusammenhänge zu erkennen, die man vorher nicht gesehen habe. Das erweitere den eigenen Handlungsspielraum und führe zu einer Art Versöhnung mit sich selbst und anderen. Mit sich selbst ins Reine zu kommen, sei ein wesentlicher Effekt der Beschäftigung mit Philosophie.

Was ist das Ergebnis des Seminars? Ich habe zum Thema Zufall mehr Fragen, als vor dem Seminar, habe erfahren, dass der Mensch nach zweieinhalb Tausend Jahren immer noch keine Antworten auf die Fragen nach dem Zufall hat, habe erfahren, dass das Leben trotz maximaler Beherrschbarkeit in vielen Bereichen Rätsel aufgibt und dass es wohl ein letztes Geheimnis gibt, das sich dem Menschen nicht erschließt.

Und, um mit den Worten von Hofweber zu sprechen: „Der Zufall ist der vermeintlich rettende Bereich für einen vermuteten tieferen Sinn.“ Das bedeute, dass man den regulären Sinn des Lebens nicht sehe. Der Sinn des Lebens liege im Leben selbst und nicht im Zufall: „Wir suchen, was wir wollen. Was wir wirklich wollen, wird und kommt von selbst.“

Die Suche nach dem Wesentlichen ist also noch nicht abgeschlossen …

Das ist ein gutes Gefühl. Alles ist gut so wie es ist, alles muss so sein, wie es ist. Das habe ich mir selbst im Innersten wohl alles so gewünscht – es ist alles kein Zufall, oder doch?

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Der Garten von Eggersberg, ein Ort für „Gedankengänge“; Foto: Johanna Wenninger-Muhr


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Anhang:

Wenn der liebe Gott anonym bleiben will …

… nennt der Mensch Ereignisse, die er nicht begreift, zu Unrecht „Zufall“?
Für Albert Schweitzer ist der Zufall ein Pseudonym, das der liebe Gott wählt, wenn er anonym bleiben will …
Auch Albert Einstein äußerte sich zum Phänomen: „Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall.“
Friedrich Hebbel nennt den Zufall das Rätsel, welches das Schicksal dem Menschen aufgibt.
„Der Zufall hat keinen Verstand. Es heißt, er sei blind“, so Erich Kästner.
Frank Fehlberg, Historiker und Religionssoziologe: „Wer zurückblickt, wird feststellen, dass man die Aneinanderreihung von vermeintlichen Zufällen gleichsam ihre Fügung nennen kann. Der Rückschluss lässt die Aussage zu: nichts passiert ‚zufällig‘ ohne Sinn. Im ‚Guten‘ wie im ‚Schlechten‘ „.
Voltaire beschreibt den Zufall als Wort ohne Sinn; nichts könne ohne Ursachen existieren.

Hofwebers Philosophieseminare

Hofwebers Idee, außeruniversitäre Philosophie-Seminare anzubieten, entstand während seines Studiums. Hofweber bekennt mutig, dass er während des Philosophie-Studiums das Wesentliche nicht verstanden hat. Man könne linear einem gewissen Gedanken folgen, aber dann käme man an einen Punkt, an dem ein linearer Übergang nicht mehr möglich sei. Dieser „Punkt“ aber sei der Übergang vom „Vorstellungs-Denken“ zum „Philosophischen Denken“ – dort, wo das Denken erst beginne. Erst mit dem Ende des linearen Denkens oder Ableiten des Verstandes beginne das „vernünftige“ Denken – die Vernunft. Die Ableitung könne man nachvollziehen, aber die Prinzipien könne man nicht mehr ableiten, erwarte aber, dass es aus der Ableitung heraus einen linearen Übergang zum Prinzip gibt. Den gibt es aber nicht. Man müsse das Prinzip anders einsehen. Dieses „andere Einsehen des Prinzips“ sei die Vernunft. Es gibt also offensichtlich eine Art zu Denken, die im Besondern in der Philosophie zum Ausdruck kommt, von der aber die wenigsten noch etwas zu wissen scheinen. Hofweber fühlt sich keineswegs als Weltverbesserer, der die Welt mit seinen Einsichten segnen möchte. Man müsse die Dinge im Denken erfahren. Das ist aber schwierig. Wesentlicher Aspekt und Ziel der Seminare sei, dass sie eigene Handlungsspielräume erweitern. Außerdem lerne man in der Philosophie Bescheidenheit und Demut. Was wolle man zum Beispiel einem Aristoteles, der vor zweieinhalb Tausend Jahren über Politik, Rhetorik, Logik, Ethik, Physik, Metaphysik Bahnbrechendes, das immer noch Gültigkeit hat, schrieb, entgegensetzen?

Aristoteles

(*384 v. Chr. in Stageira auf der Halbinsel Chalkidike, † 322 v. Chr. auf der Insel Euboia) gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten europäischen Philosophen. Er hat zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründet oder maßgeblich beeinflusst, darunter Wissenschaftstheorie, Logik, Biologie, Physik, Ethik, Dichtungstheorie und Staatslehre. Aus seinem Gedankengut entwickelte sich der Aristotelismus. 342/343 wurde er Lehrer Alexanders des Großen. Die an eine breite Öffentlichkeit gerichteten Schriften des Aristoteles in Dialogform sind verloren. Die erhalten gebliebenen Lehrschriften waren größtenteils nur für den internen Gebrauch im Unterricht bestimmt. Themenbereiche sind:

• Logik, Wissenschaftstheorie, Rhetorik

• Naturlehre – Aristoteles’ Naturphilosophie thematisiert die Grundlagen jeder Naturbetrachtung: die Arten und Prinzipien der Veränderung. In seiner Seelenlehre argumentiert er, dass die Seele, die die verschiedenen vitalen Funktionen von Lebewesen ausmache, dem Körper als seine Form zukomme. Damit vertritt er in der Philosophie des Geistes eine Position jenseits von Dualismus und Materialismus. Metaphysik – Zentrales Thema seiner Metaphysik ist seine Auffassung von der Substanz. In der frühen Lehre argumentiert er gegen Platon dafür, dass die Substanzen konkrete Einzeldinge sind.

• Die „Physik“ ist neben der Metaphysik und der Nikomachischen Ethik eines der Hauptwerke des Aristoteles. Sie befasst sich mit der Erklärung und Erläuterung grundlegender Begriffe bei der Beschreibung von Naturvorgängen.

• Ethik und Staatslehre – das Ziel des menschlichen Lebens, so Aristoteles in seiner Ethik, ist das gute Leben, das Glück. Um es zu erreichen, muss man Verstandestugenden und (durch Erziehung und Gewöhnung) Charaktertugenden ausbilden, wozu ein entsprechender Umgang mit Begierden und Emotionen gehört.

• Dichtung – in seiner Theorie der Dichtung behandelt Aristoteles insbesondere die Tragödie, deren Funktion aus seiner Sicht darin besteht, Emotionen zu erregen, um sie schließlich zu reinigen.

Drei Sechsen – ein Zufallsereignis?

Ein physikalischer Erklärungsversuch:
1. Ursache: der Mensch, der würfelt.
2. Ursache: Bewegungsenergie wird jedem Körper mitgegeben, der auf sechs verschiedene Arten wieder in ein stabiles Gleichgewicht kommen kann.
3.Ursache: Die Bewegungsenergie der Würfel wird durch Luftreibung und durch Kontakt etwa mit einer Tischfläche in Reibungsenergie verwandelt.
4.Ursache: Jeder der drei Würfel hat sechs gleichberechtigte Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen. Wirkung: Sie kommen zur Ruhe und nehmen – jeder für sich – eine dieser Möglichkeiten ein. Welche sie einnehmen, war nicht voraussehbar, jedenfalls nicht berechenbar.


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