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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zum letzten Mal: die „Waldschlösschenbrücke“

Auch wir glossierten seinerzeit – wie könnte es anders sein – die berühmte Welterbe-Vernichtungsanlage und Sächsische Freistaatsgroteske  Waldschlösschenbrücke.  Am 25. Juni 2009  entzog das UNESCO-Welterbekomitee nun endlich dem „Dresdner Elbtal“ den Welterbetitel. Und das ist gut so.

„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“, lautet ein geflügeltes Wort. Warum sollte deshalb der Brücke im schönen Elbtal nicht auch ein wunderschöner grosser Park folgen? Selbstverständlich ein Industrie“park“, versteht sich.

Nun leben wir im schönen Frankfurt am Main und nicht im fernen Dresden, und die Dresdener sollen sehen, wie sie ohne den Titel auskommen, uns ist es „Wurscht“, frei nach dem – Friedrich August III. zugeschriebenen – Motto „Machd doch eiern Drägg alleene!“. Und Rhinolophus hipposideros – die Kleine Hufeisennase – wird auch mit Brücke überleben können.

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(Rhinolophus hipposideros, Foto: Dodoni, wikimedia commons GFDL)

Nun gingen wir zu unserer Tagesordnung über, wenn da nicht etwas Anstössiges wäre, aufgelesen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 28. Juni 2009. Da schreibt nämlich Peter Richter unter dem vermeintlich witzigen Titel: „Haut doch die Stadt in Brücke – Dresden auf Welterbetitelentzug“ – wir zitieren: „Faktisch bedeutet so ein Welterbetitel, dass einer Kulturlandschaft untersagt wird, das zu tun, was ihr Wesen ist: sich entsprechend der ökonomischen Ansprüche ihrer Bewohner zu verändern.“

Na, da haben wir wieder einmal ein entlarvendes Beispiel für unser gesellschaftspolitisches, derzeit von Finanz- und Wirtschaftskrise beschriebenes Defizit: die Gleichsetzung der Kultur mit der Ökonomie, will sagen in der Konsequenz deren Unterwerfung unter die Ökonomie.

Ökonomie ist nur ein kleiner Teil dessen, was Menschen unter materieller und immaterieller Kultur verstehen. Die Ökonomie, also die Wirtschaft, hat dem Menschen, sprich dem Gemeinwohl zu dienen und nicht umgekehrt der Mensch der Ökonomie. Peter Richter sollte sich einmal mit Google-Hilfe danach umsehen, welche wahren geistigen und charakterlichen Autoritäten hinter dieser Einsicht stehen. Und auch ein Blick in die jüngste päpstliche Sozial-Enzyklika „Caritas in Veritate“ könnte ihm gewiss nicht schaden. Auch wenn deren Lektüre einem Ökonomisten langweilig erscheinen mag.

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