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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Metamorphosen, Transformationen, Hydrogenium – Fotografien von Karl Eberhard Nölke

Unter dem Titel „Transzendente Metamorphosen“ präsentiert der Frankfurter Künstlerclub im Nebbienschen Gartenhaus Fotografien von Karl Eberhard Nölke. Nölke gliedert seine ausgestellten Arbeiten in die drei Werkkomplexe Metamorphosen (Verwandlungen), Transformationen (Veränderungen) und Hydrogenium (Wasserstoff). Wir untersuchen im folgenden die beiden erstgenannten Arbeitsbereiche.

19-430

Transformationen III (70 x 100 cm,  © Karl Eberhard Nölke)

Die in analoger Technik ausgeführten Fotografien – es handelt sich weder um Überblendungen noch um Fotomontagen – stammen aus den Jahren 2005 bis 2008. Sie sind, von gelegentlichen korrigierenden Schnitten abgesehen, nicht digital bearbeitet. Es sind zumeist Spiegelungen – Bilder in Bildern. Das zunächst im Vordergrund – nicht vordergründig – Wahrgenommene erschliesst Bilder in verschiedenen Staffelungen, die sich rasch als Reflexionsebenen darstellen. Räume, Szenerien, Situationen, Momente; Architekturen, Gegenstände und Menschen – als zufällig vorüberschreitende oder als Handlungen vollziehende Personen – durchdringen sich, verlieren und begegnen sich in neuen Sphären.

21-430

Transformationen I (70 x 100 cm,  © Karl Eberhard Nölke)

Bei aller Komposition seiner Bilder sei er, sagt Nölke, mitunter überrascht über das, was er im Moment der Aufnahme glaubte gesehen zu haben. Andererseits seien die Bilder – in zeitlichem Zusammenhang mit dem Tod dreier nahestehender Menschen – in einem Zustand höchster Sensibilität und „Durchlässigkeit“ entstanden. In diesem Erfahrungsprozess habe er in der Begegnung mit den Dingen anders, genauer zu sehen gelernt. Nölke sieht dies im Kontext zu seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, Zusammenhänge zu ergründen und zu erklären, und seiner therapeutischen Arbeit, bei der es um das Verstehen gehe. Eine zentrale Rolle komme der Fantasie, sprich der Kreativität als einer vermittelnden Funktion zwischen Wahrnehmung und Denken zu – als gleichsam intermediärer Raum zwischen innerer und äusserer Realität. Seine Arbeiten sehe er dabei als Produkt eher einer erkundenden als einer gestaltenden, hervorbringenden Fantasie, indem sie mittels der fotografischen Technik in Verborgenes eindringe.

10-600

Metamorphosen IV (70 x 100 cm,  © Karl Eberhard Nölke)

Nölkes fotografische Arbeiten künden von Raum- und Zeitsprüngen, Verwerfungen und Verzerrungen, von Brüchen ebenso wie von fliessenden Übergängen in ein Neues. Vorder- und Hintergründe lösen sich auf und vereinigen sich doch wieder in einem neuen Zusammenhang.  In Museumslandschaften angetroffene Figuren und Vasen der Antike transzendieren in ferne Unbestimmtheit wie zugleich in die Gegenwärtigkeit des Lebens. Diesseits und Jenseits durchdringen sich.

„Hier wird Nölke“,  führt der Maler Hubertus Wobbermin in seiner Laudatio aus, „seiner eigenen Umschreibung von Kreativität gerecht. So benannte er einmal in einem Artikel den künstlerischen Prozess im Sinne einer ‚wildgewordenen Assimilation‘. Oder an anderer Stelle als eine besondere ‚Synthetisierung‘, die uns etwa ermöglicht, den komplexen Aufbau einer Symphonie nicht in seinen einzelnen Bestandteilen, sondern ganzheitlich wahrzunehmen“.

Den Bildern eignet bei allem eine malerische Anmutung.

25-600

Metamorphosen IX ( 70 x 100 cm, © Karl Eberhard Nölke)

Karl Eberhard Nölke, 1953 in Bad Hersfeld geboren, studierte in Göttingen, Marburg und Frankfurt Sozialwissenschaften und Psychologie. Nach Studium und Promotion arbeitete er über sieben Jahre in einem Forschungs- und Praxisprojekt zur therapeutischen Intensivbetreuung für deviante Jugendliche sowie in einer psychologischen Beratungsstelle. Daneben absolvierte er eine Weiterbildung in Grundlagen, Methoden und Techniken der Malerei und in Kunsttherapie sowie eine Ausbildung zum Psychotherapeuten mit anschliessender Approbation und Praxistätigkeit.

Nach Vertretungsprofessuren in Halle, Kassel und Frankfurt am Main übernahm er 2001 eine Professur an der Hochschule Darmstadt. 2008 wurde er zum Fachgutachter beim Wissenschaftsrat für Kunsttherapie berufen.

Nölkes derzeitiger künstlerischer Schwerpunkt ist über seine Malerei hinaus die Fotografie. Er stellte unter anderem in Bad Hersfeld, Hannoversch Münden, Karlsruhe, Kassel und Wiesbaden aus.

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage (gegenüber dem Hilton-Hotel); Öffnungszeiten:  Dienstag bis Sonntag 12 bis 18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis zum 31. Mai 2009.

 

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