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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 2

„LIEGENDE“ von Wanda Pratschke

Von Erhard Metz

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Wanda Pratschke, „Liegende“, (zweiter) Bronzeguss, 22 x 38 x 22 cm

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Es hat sich viel getan seit besagtem 12. Dezember: Die Bildhauerin Wanda Pratschke arbeitet rund sechs Stunden täglich in der zum Atelier umgewandelten AusstellungsHalle 1A in Frankfurt-Sachsenhausen. Ihre grosse „Liegende“, vor einer Woche – Status 12. Dezember – noch eher einem Gerüst ähnelnd, hat einiges an „Fleisch“ und „Muskeln“ angesetzt. Die Skulptur mit den Ausmassen 110 x 190 x 110 cm wächst langsam und stetig in den Raum hinein.

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Die Künstlerin arbeitet derzeit intensiv am Grundaufbau der werdenden Skulptur. Ein Arbeitsprozess, der einen steten Wechsel zwischen dem Antragen von Material und dem korrigierenden Abtrag bedeutet. Das Zuviel schlägt sie mit der Axt wieder ab.

Unzählige kleine Styroporstückchen sowie ein wenig Holzwolle hat sie mit dem Alabaster Modellgips verklebt und mit diesen Materialien die zunächst skelettartige Figur angereichert. Weiter bereitet sie auf einem Arbeitstisch, gleichsam wie auf einem Kuchenblech, grosse dünne Fladen aus Gips, die sie nach dem Austrocknen in kleine Plättchen zerreisst. Mit diesen Plättchen modelliert sie die Oberfläche der Skulptur weiter aus. Gerne schlägt sie dabei zusätzlich die erhärteten Gipsablagerungen aus den Eimern und zerkleinert sie: Gerade auch die angerundeten Plättchen werden für den Modellierungsprozess benötigt. Dieser Prozess soll der Skulptur deutlich anzusehen sein. Und vieles an der Oberflächengestaltung soll noch über einen längeren Zeitraum hinweg offen bleiben.

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Die Bildhauerei hat viel mit handwerklicher Arbeit zu tun – schwerer körperlicher Arbeit. Der erhärtete Gips muss mit dem Beil bearbeitet werden, die Schläge erfordern viel Kraft, belasten die Gelenke des Armes und der Hand. Es sind gewaltige Gewichte zu handhaben – viele Zentner Alabaster Modellgips, ebenso viele Eimer mit Wasser. Wer je mit Gips und Wasser hantiert hat, weiss, wovon die Rede ist. Der Rollwagen mit der grossen „Liegenden“ gewinnt an Gewicht, er lässt sich immer schwerer schieben und drehen.

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„Liegende“: Gipsmodell, dahinter Wachsmodell auf grosser Gipsskulptur

Wanda Pratschke hat die Formen der zu erarbeitenden grossen Skulptur an den kleinen Modellen über Monate hinweg beobachtet. Das kleine Wachsmodell liegt – man könnte es im ersten Moment gleichsam als ein Kind der grossen Liegenden empfinden – auf den Gipsmassen. Es ist umgekehrt: Das Grosse folgt dem Kleinen. Mit täglichen Fotografien aus allen Perspektiven kontrolliert die Künstlerin immer wieder das Ergebnis ihrer Arbeit.

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Wanda Pratschke bei der Arbeit

Wanda Pratschke unterbricht über die bevorstehenden Feiertage ihre Arbeit. Ende Dezember wird sie sie wieder aufnehmen. Viele Schwierigkeiten, sagt sie, seien noch zu überwinden. Nicht nur gilt es, die Proportionen der Skulptur auszutarieren, deren Oberflächen zu gestalten. Das Werk muss sich im Raum behaupten und bewahrheiten, mit ihm und den Menschen in ihm kommunizieren. Vor Wanda Pratschke liegen viele Wochen der eigentlichen künstlerischen Auseinandersetzung mit ihrem Geschöpf.

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(Fotos: Erhard Metz; © VG Bild-Kunst, Bonn)

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WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 1

 

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