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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frankfurts neues Juwel – das Liebieghaus

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Von Erhard Metz

Der sogenannte White Cube – will sagen das sterile Weiss der Ausstellungsräume in den Museen – ist obsolet, in vielen dieser Häuser bereits seit langem. Das seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts so beliebte Ausstellungskonzept, Kunst, vor allem die zeitgenössische, vor ausschliesslich weissen Wänden zu präsentieren, massgeblich um eine Interaktion zwischen Architektur und Kunstwerk auszuschliessen, hat sich weitgehend überlebt. So konnte man durchaus eine Vorahnung dessen haben, was nach der fünfeinhalbmonatigen Umbauphase des 1896 von Leonhard Romeis ursprünglich für Heinrich Baron von Liebieg errichteten Frankfurter „Liebieghauses“, das heute mit seinen rund 3.000 Exponaten aus fünf Jahrtausenden zu den weltweit wichtigsten Skupturenmuseen zählt, erwartet werden durfte.

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Bei der Neueröffnung des Hauses am 13. März 2008 durch Frankfurts Kulturdezernenten Felix Semmelroth und Direktor Max Hollein wurden jedoch auch die anspruchsvollsten Erwartungen übertroffen. Das Erstaunen, ja Entzücken galt dem neuen Farbkonzept in seinem Zusammenspiel mit jener neuen Lichtführung, die jede, ja wirklich jede einzelne Skulptur fokussierend in ein sprichwörtlich „neues Licht“ rückt.

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Folgt man dem absichtsvoll gestalteten, sich zugleich auf natürliche Weise erschliessenden Ausstellungsparcours, so wechseln sich in unterschiedlichem, stets aber warmtönigen Grau-Beige oder Beige-Braun-Grau gehaltene Räume mit in Blau, Grün und Rot angelegten ab. Baut der genannte Parcours auf einem didaktischen Konzept, so korrespondiert dramaturgisch das Wechselspiel der Raumfarben – wir nehmen den Weg durch die Galerie über das Erdgeschoss der Villa bis in deren erstmals der Öffentlichkeit zugänglichen Räume des Dachgeschosses – den Exponaten in ihrer Abfolge Mittelalter, Renaissance und Manierismus sowie Barock und Rokoko bis zu den der Sammel- und Forschungsleidenschaft von Gelehrten zu verdankenden detaillierten Sammlungen des Hauses.

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Nehmen wir einen Blick in die Studioli genannten, verschiedensten Stilen der europäischen Kunst nachempfundenen Räume des Dachgeschosses der Villa, so begegnen wir auch dort einem überraschenden wie überzeugenden Farbkonzept.

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Einen exponierten Raum für die Asiatica finden wir im Untergeschoss der Galerie: vor den anthrazit-schwarzen Wänden des Vortragssaals begegnen wir kostbaren Skulpturen vor allem der buddhistischen Kunst.

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Die neue, dramaturgisch gestaltete Farb- und Lichtkonzeption stellt bereits für sich gesehen ein Gesamtkunstwerk dar, das die Exponate in einem schlüssigen Kontext zueinander und in einer neuen, faszinierenden Raumwirkung zur Geltung bringt.

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Die Antikenabteilung wird im Rahmen der Ausstellung „Launen des Olymp. Der Mythos von Athena, Marsyas und Apoll“ am 22. Mai 2008 im anderen Teil der Galerie neu präsentiert werden. Ein erster Blick in einige der der Antike gewidmeten, derzeit von Handwerkern bevölkerten Säle lässt diese in einem aufregend pinkig anmutenden Hellrot erkennen. Wir dürfen schon jetzt begeistert sein.

Liebieghaus Skulpturensammlung, Schaumainkai 71, 60596 Frankfurt am Main; Öffnungszeiten: Dienstag sowie Freitag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10 bis 21 Uhr

(Bildnachweis: Liebieghaus; Fotos: © Norbert Miguletz)

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