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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Dezember, 2007

Furchtbarer „Wein“

2007, Dezember 26.

Man hat mir zwei Flaschen „Wein“ geschenkt.

Auf der einen steht: “ … mit einer terroirbetonten Aromenfülle: saftige Aprikose, gepaart mit dem dezenten Duft nach Pfirsich und einem Hauch von Honig …“

Und auf der anderen: „… mit dem Aroma von reifem Apfel, Birne und Melone. Jugendlich frisch und elegant präsentiert sich dieser Wein mit schönem, harmonischem Abgang … “ (pardon, ich zitiere ja nur).

Ja, trinke ich noch oder deliriere ich schon?

Ich wollte ja eigentlich Wein trinken, wirklich nur Wein, aus Weintrauben, verstehen Sie?

KNECHT RUPRECHT besucht den Frankfurter Presse-Club

2007, Dezember 21.

Zur Weihnachtsfeier des Frankfurter Presse-Clubs

am 17. Dezember 2007
(sehr frei nach Theodor Storm) verfasst und vorgetragen

von Helmut Herkenroth

Von drauß‘ vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Hochhaus-Spitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen.

In der lieblichen Frankfurter Innenstadt
ist mancher vom Kaufrausch schon ziemlich schachmatt:
und ist er von der Presse, dann fragt er sich schon,
warum war so klein meine Gratifikation.

Ganz droben aus dem Himmels-Tor
sieht mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an: Weiterlesen

Doppelschlag: Kittelmann und Eissenhauer verlassen Frankfurt und Kassel

2007, Dezember 18.

Wenn es zuschlägt, dann meist heftig, und im aktuellen Fall gleich doppelt: Udo Kittelmann, Direktor des Museums für Moderne Kunst Frankfurt (MMK), und Michael Eissenhauer, Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel (vormals Staatliche Kunstsammlungen Kassel), werden ihrem Ruf nach Berlin folgen – Kittelmann als Direktor der Alten und Neuen Nationalgalerie (einschliesslich des „Hamburger Bahnhofs“), Eissenhauer als Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Der Stiftungsrat der Stiftung Preussischer Kulturbesitz hat heute die entsprechenden Vorschläge der Findungskommission einstimmig gebilligt. Derzeit werden die beiden Berliner Positionen von Peter-Klaus Schuster in Personalunion wahrgenommen, der im Oktober 2008 in den Ruhestand eintreten wird.

Der Beschluss der Findungskommission und seine Veröffentlichung am vergangenen Wochenende kamen für Freund wie Feind überraschend. Ein Musterbeispiel für geschickte Personalpolitik, deren Strippen wohl massgeblich Kulturstaatsminister Bernd Neumann, zugleich Vorsitzender des Stiftungsrates, gezogen haben dürfte. Und manche vorwiegend in Frankfurt angestellten Spekulationen (und Befürchtungen!), für Berlin komme doch eigentlich der Direktor von Städel Museum, Liebighaus und Schirn, Max Hollein, in Frage, haben sich erledigt, wobei Hollein schon vor längerem ihm nachgesagte Ambitionen in Richtung Berlin dementiert hatte. „Berufsmässige“ Personalspekulanten dürfte dies allerdings kaum ruhen lassen.

Ein harter Schlag für Frankfurt, für Kassel und für Hessen! Da tröstet es wenig, stolz darauf verweisen zu können, derartige Persönlichkeiten als prominente Museumschefs in Frankfurt und Kassel zu haben, aktueller gesagt: gehabt zu haben. Weiterlesen

Max Weinberg

2007, Dezember 14.

Die Welt ist Pink!
Max (Moshe) Weinberg führt uns in sein Zauberreich

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Pink heisst: lebendig, kräftig, warm, vital? Ja. Aber die Welt ist nicht immer pink. Deshalb finden wir auf Max Weinbergs Palette sehr bald auch das Schwarz, das Grau, das Blau, ein wenig Grün, das aufregende oder auch beredt-schweigende Weiss.

Max Weinberg, in seinem achtzigsten Lebensjahr, malt bevorzugt alle erdenklichen Frauen: Mädchen, Teenies, Damen, Models, Weiber, Kokotten, Hetären, Hexen, Huren – und Engel! Eine Welt voller Weiblichkeit, wie wir sie uns bunter nicht hätten vorstellen können. Aber er malt auch Manager, Professoren, Politiker, Medienleute – oder Makler, Mafiosi, Programmierer, Aussenminister, wie er sie jüngst im Staatlichen Museum in St. Petersburg ausstellte.

Seine Gesichter haben ein, drei, vier, fünf, sechs Augen – selten zwei. Seine Frauen haben drei, vier, fünf, sechs Brüste, ebenfalls selten zwei, seine Figuren drei, manchmal auch mehr Beine. Es ist viel von Heiterkeit und Ironie in diesen Gesichtern und Gestalten, aber auch Eitelkeit und Narzissmus, Aggressivität und Wut, dann wieder Klage, Elend, Schmerz, Verzweiflung. Die meisten seiner Figuren schweben, vor allem die wundervollen Engel. Die Engel – sie haben zwei Flügel, niemals weniger oder mehr. Und: Die Engel sind weiblich! Weiterlesen

Bad Homburg kauft Kenny Hunters „Red Boy“

2007, Dezember 7.

– und trifft eine richtige und eine falsche Entscheidung

Erst die gute Nachricht: Die Stadt Bad Homburg kauft eine der profiliertesten und bei Bad Homburger Bürgern wie Besuchern beliebtesten Skulpturen der diesjährigen Ausstellung „Blickachsen“ – den „Red Boy“ des schottischen Bildhauers Kenny Hunter.

Und jetzt die schlechte: Das Werk soll in einer künftigen „Skulpturenallee“ zwischen Bahnhof und Rathaus aufgestellt werden, obwohl es doch nur einen einzigen richtigen, ja einzig möglichen Platz dafür gibt – nämlich den derzeitigen, vom Künstler bewusst gewählten, direkt vis-à-vis dem kolossalen Kaiserdenkmal vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad im unteren Kurpark!

Mit ihrer mehrheitlich getroffenen Ankaufentscheidung brauchte sich die Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung nicht allzu mutig zu zeigen – hatte sich der „Red Boy“ nach Sophie Ryders Grossplastik „Crawling Lady Hare“ doch bereits als ein Publikumsliebling erwiesen. Noch weniger Mut legte sie allerdings bei ihrer Standortentscheidung an den Tag. Die Verbannung des „Red Boy“ in eine künftige „Skulpturenallee“ zwischen Bahnhof und Rathaus zeugt von Ängstlichkeit, von mangelndem Sachverstand oder von Unvermögen gegenüber dem Kunstwerk und der künstlerischen Intention seines Schöpfers. Warum?

red-boy-430.jpg Weiterlesen

Men and Women

2007, Dezember 4.

THE HUSBAND STORE

A store that sells new husbands has just opened in New York City, where a woman may go to choose a husband. Among the instructions at the entrance is a description of how the store operates:

You may visit this store ONLY ONCE! There are six floors and the value of the products increase as the shopper ascends the flights. The shopper may choose any item from a particular floor, or may choose to go up to the next floor, but you cannot go back down except to exit the building!

So, a woman goes to the Husband Store to find a husband. On the first floor the sign on the door reads:

Floor 1 – These men have jobs.

She is intrigued, but continues to the second floor, where the sign reads:

Floor 2 – These men have jobs and love kids.

„That’s nice“, she thinks, „but I want more.“ So she continues upward. The third floor sign reads:

Floor 3 – These men have jobs, love kids, and are extremely good looking.

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„SPARTACUS“

2007, Dezember 1.

Eva Grubinger mit drei Installationen in der Schirn Kunsthalle Frankfurt

Schwarzer Lack, makellos aufgebracht – zunächst denkt man an etwas Schickes, vielleicht an Porsche-Design, aber es handelt sich um schwarz lackierten Maschendraht, genauer gesagt einen übermannshohen Maschendrahtzaun, kreisrund um einen Aussichtsturm gezogen – oder ist das nicht eher ein Wachtturm? Wir befinden uns in der Rotunde der Schirn Kunsthalle, es ist kalt, der Maschendraht-Käfig füllt bis auf einen schmalen umlaufenden Gang das Rund aus, es ist eine ungemütliche Situation. Zwei kleine drahtverspannte Türen führen in den umzäunten Raum, man tritt ein und näher an den ebenfalls schwarz lackierten Turm heran, der Weg nach oben aber ist versperrt, ein leiterartiger Aufstieg beginnt erst in unerreichbarer Höhe. Oben die schwarze Plattform, ja, es scheint ein Wachtturm zu sein, unzugänglich und abweisend. Rund herum der Maschendrahtzaun, aber die kleinen Drahttüren sind offen, also schnell wieder hinaus ins Freie – in die Freiheit!

1196093604_eva_grubinger_spartacus_7_mail-skal.jpg Weiterlesen