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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Reisen nach Italien – Goethe Vater und Goethe Sohn

Sie hat Tradition in Deutschland – die Sehnsucht nach „Arkadien“, nach Italien, nach den römisch-abendländischen Wurzeln. Zu einem erheblichen Teil fusst sie auf den Italienreisen von Vater und Sohn Goethe und beeinflusste die Romantik sowie das ganze 19. und das beginnende 20. Jahrhundert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Wirtschaftswunderjahren bahnte sie sich – vordergründig als Aufbruchstimmung und Reiselust, unterschwellig aber wohl doch auch als die alte Sehnsucht – ihren Weg vor allem an den Gardasee und die Adria. Auch wenn mit ihr das begann, was man heute Massentourismus nennt.

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Vater Johann Caspar Goethe; Bildnachweis: wikimedia commons

Zur Jahreswende 1739/1740 brach Vater Goethe, Johann Caspar, Jurist wie sein berühmter Sohn, über Wien zu einer Reise nach Italien auf, die ihn über Venedig, Bologna und Rom nach Neapel führte. 1741 kehrte er, wiederum über Rom, nach Frankfurt zurück. Über seine Reiseeindrücke verfasste er in der damals modischen Form eines Tagebuchs ein umfangreiches Werk „Viaggio per l´Italia“ – in italienischer Sprache! Ein wirklich lesenswerter Bericht, in deutscher Übersetzung erschienen im Verlag C. H. Beck und heute antiquarisch erwerbbar. Zum Beleg, dass das Reisen damals ein beschwerliches Unterfangen war, ein kurzes Zitat aus dem ersten Brief: „Als ich Italien betrat, schienen mir alle Elemente feindlich gesinnt zu sein und alles nur erdenkliche Unglück zu verkünden …“ Kälte und Überschwemmungen verzögerten das Vorankommen. „Als dies bewältigt war, traf mich ein neues und nicht geringeres Unglück, nämlich die schöne vierwöchige Quarantäne, in die ich mich nach der venezianischen Grenze begeben musste, weil man mich für pestkrank hielt, obwohl ich doch kerngesund war“.

Sicherlich inspiriert von den Reisen des Vaters, aber auch unzufrieden mit den Regierungsgeschäften und den eigenen Lebensumständen am Weimarer Hof liess sich Johann Wolfgang Goethe von seinen dienstlichen Obliegenheiten beurlauben und brach im September 1786 über München, Innsbruck und den Brenner nach Italien auf. Über Verona und Venedig ging es nach Rom mit Abstechern nach Neapel und Sizilien. Im April 1788 trat er die Heimreise nach Weimar an. Auch Johann Wolfgang legte mit einem Buch „Italienische Reise – Auch ich in Arkadien“ ein beredtes, äusserst lebendiges und mit Spannung zu lesendes Zeugnis seiner Eindrücke und Erfahrungen vor. Diese prägten sein weiteres Leben und Schaffen.

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Johann Heinrich Wilhelm Tischbein: Goethe in der römischen Campagna; Städel Museum Frankfurt am Main; Bildnachweis: wikimedia commons

Im Jahr 1787 entstand das bekannte Bild von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein „Goethe in der römischen Campagna“ – heute anzuschauen im Frankfurter Städel-Museum. Der damals in der römischen Künstlerkolonie lebende Maler hatte zuvor Goethe den Weg in sein römisches Quartier bereitet.

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Johann Wolfgang Goethe 1791, Kupferstich von Johann Heinrich Lips; Bildnachweis: wikimedia commons

Über seine zweite Reise nach Italien von März bis Juni 1790, die ihn nur bis Venedig führte und wohl eher enttäuschend verlief, ist wenig bekannt. Unter anderem schrieb er dort den „Torquato Tasso“. Jedenfalls scheiterte sein Versuch, die Stimulationen, die er von seiner ersten Italienreise empfangen hatte, zu wiederholen.

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Goethe-Denkmal von Gustav Eberlein (1847-1926) in der Villa Borghese, Rom; Bildnachweis:Frankazis81/wikimedia commons GFDL)

 

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